Was ist eigentlich dieses „Menschsein“, von dem Johann Wolfgang Goethe seinen Dr. Heinrich Faust sprechen lässt? Und was könnten Voraussetzungen sein, unter denen sich ein Gefühl einstellen kann, auch wirklich voll und ganz Mensch sein zu dürfen? Diesen Fragen gingen die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10A gemeinsam mit ihren Lehrkräften Herrn Mispagel und Frau Justus im Rahmen einer gemeinsamen Klassenfahrt nach Weimar nach.

Das bekannte Zitat aus Goethes „Faust“ stellte dabei den roten Faden eines vielschichtigen einwöchigen Programms der Stiftung „Europäische Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar“ mit dem Titel „Menschenbilder“ dar, bei dem sich die Schülerinnen und Schülern nach Ankunft am Montag zunächst darüber austauschten, was sie ihrer Meinung nach in ihrem bisherigen Leben als Menschen geprägt hat.

Im Anschluss daran tauchten sie am Dienstag im Rahmen einer historischen Stadtführung und der Besuche in der Anna-Amalia-Bibliothek sowie dem Wohnhaus Goethes und dem Goethe-Nationalmuseum in die Zeit der Weimarer Klassik ein und nährten sich den aufklärerischen Ideen eines freien und selbstbestimmten, schöpferischen Menschen an, der sich aus den Zwängen des vom Absolutismus geprägten Gesellschaftsentwurfs zu lösen versuchte.

Der Mittwoch war dann „der anderen Seite“ Weimars gewidmet: Nach einer morgendlichen Vorbesprechung fuhr die Gruppe gemeinsam zur KZ-Gedenkstätte Buchenwald auf dem Ettersberg. Dort erhielten sie eine kompetente Führung über das ehemalige Lagergelände und durch die noch erhalten gebliebenen Räumlichkeiten – wie den Arrestzellenbau, die Pathologie und das Krematorium – sowie durch die heutigen Museumsausstellungen. Im Zentrum stand dabei die Auseinandersetzung mit den unmenschlichen Lebensbedingungen der Häftlinge sowie der bewusst auf Entmenschlichung zielenden Ideologie der Nationalsozialisten, die in dem am Tor zum Häftlingslager angebrachten Slogan „Jedem das Seine“ ihren Ausdruck findet. Vertieft wurden die Eindrücke des Tages am Abend mit dem Spielfilm „Der Junge im gestreiften Pyjama“, einer Verfilmung der gleichnamigen Romanvorlage von John Boyne.

Nachdem am Donnerstagvormittag die geradezu gegensätzlichen Entwürfe des „Menschseins“ der Weimarer Klassik einerseits und des Nationalsozialismus andererseits noch einmal nachbesprochen und das zugrundeliegende Programmkonzept abschließend evaluiert worden waren, gestalteten sich die Schülerinnen und Schüler den Nachmittag eigenständig, indem sie die hauseigenen Freizeitangebote der Unterkunft – wie Airhockey, Tischkicker und Spielesammlungen – nutzten und noch einmal die Weimarer Innenstadt aufsuchten, um Erinnerungssouvenirs zu erwerben. Den Abschluss der Klassenfahrt bildeten dann ein gemeinsames Essengehen in einer örtlichen Pizzeria und das anschließende „Werwolf“-Spiel im Freizeitraum der Unterkunft am Abend, bevor sich die Klasse am Freitagmorgen schließlich wieder auf die Bahnreise zurück nach Hannover begab.