Am 08.11.2021 besuchte die Klasse 10c die Theateraufführung von Molières Komödie „Der eingebildete Kranke“ (1673) im Schauspielhaus Hannover, erarbeitet von der Regisseurin Anne Lenk. Das Stück beschäftigt sich mit dem Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Narzissmus und der Angst vor dem Tod.

Der Hauptcharakter Philippe (gespielt von Philippe Goos, in dieser Inszenierung tragen alle Charaktere die Namen ihrer Darsteller*innen) leidet unter Hypochondrie; er glaubt, er sei furchtbar krank und nutzt dies, um die Menschen um ihn herum an sich zu binden. Er verlangt ständige Aufmerksamkeit und Beachtung von seiner Haushälterin (Irene Kugler) und seiner Frau (Miriam Maertens), er will seine Tochter (Lea Sophie Salfeld) mit dem Sohn seines „Arztes“ (Nikolai Gemel) verheiraten, damit er einen Mediziner in der Familie hat und glaubt seiner Schwester nicht, wenn sie ihm erklärt, dass sein Arzt (Sebastian Jakob Doppelbauer) und dessen Sohn gar keine Ärzte seien, sondern nur durch unsinnige Diagnosen und Therapien an sein Geld wollten, genau wie seine Frau. Jeder weiß, dass Philippe nicht wirklich krank ist, nur er selbst weiß es nicht. Dass seine Tochter schon in einen anderen Mann (Fabian Dott) verliebt ist, bekommt er ebenfalls nicht mit.

Mit Ausnahme dieses Liebespaars kreisen alle Personen nur um Philippe und er genießt es, braucht es sogar; auch wenn ihm physisch nichts fehlt, steht es um ihn psychisch gesehen nicht gut. Diese eigentlich traurige Situation wird durch hervorragende Schauspielleistungen wunderbar unterhaltsam. Diese Leistungen beinhalten eine einzigartige, komödiantische Darstellungsweise der Figuren, die bei witzigen musikalischen Einlagen in komische Tänze ausbrechen und in einer Sekunde ruhig und entspannt sind und in der nächsten hysterisch brüllend einen Wutanfall haben. Dank der gelungenen Aktualisierung des Stückes hört man hier auch kein Wortgut aus dem 17. Jahrhundert, sondern viele laute Kraftausdrücke von Philippe. Darüber hinaus werden kleine Fehler wie Sabines Lachen im Streit mit Philippe gekonnt von diesem aufgenommen und in das Schauspiel eingearbeitet.

Besonders interessant sind die vier Stücke im Stück. Hier schauspielern die Charaktere in der Komödie, um den anderen Figuren die Wahrheit nahezubringen, zum Beispiel spielt Fabian Musiklehrer und verkündet Lea Sophie beim Singen seine Liebe.

Und nicht nur die Schauspieler*innen machen dieses Theaterstück aus. Das tolle Bühnenbild von Judith Oswald besteht aus einer einfachen, aber dennoch abstrakten Puppenhausästhetik inklusive Pastellfarben. Dazu passen auch die ulkigen Kostüme von Sibylle Wallum, deren Farben sogar die Zugehörigkeit der Charaktere ausdrücken: Die möglichen zukünftigen Ehemänner tragen beispielsweise Gelb und Braun, während Philippe und seine Familie ein helles Rot tragen und Irene ein dunkleres Rot. […]

Diese bizarr anmutende, äußerst unterhaltsame Inszenierung von Molières „Der eingebildete Kranke“ ist auf jeden Fall ein Grund, demnächst ins Theater zu gehen.

Diese Rezension wurde verfasst von Carina K. aus Jahrgang 10.